Konzentrative Bewegungstherapie (KBT®)

Die Konzentrative Bewegungstherapie ist eine körperorientierte Psychotherapie-Methode.

Als tiefenpsychologisch fundiertes Verfahren befasst sich die KBT mit den Wechselwirkungen zwischen körperlichen, seelischen und gedanklichen Prozessen. Über Wahrnehmen und Handeln werden psychische Phänomene als konflikthafte Muster in Vorstellungen, Erwartungen und Verhalten „begreifbar“ und einer Bearbeitung zugänglich. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht dabei das unmittelbare Erleben, das die Erinnerungsarbeit fördert und eine Auseinandersetzung mit dem Selbst in Gang bringt: mit Wünschen, Befürchtungen, Bewertungen etc. So können Sinnzusammenhänge geknüpft, korrigierende Erfahrungen vertieft und im „Handeln auf Probe“ neue Möglichkeiten entdeckt werden, um diese allmählich im Alltagsleben zu integrieren.

Eine Besonderheit unter den Körperpsychotherapieverfahren liegt in der Verwendung von Gegenständen.
Diese bekommen in mehrfacher Hinsicht Bedeutung:
Für die Sinneswahrnehmung stehen sie exemplarisch als reale Dinge des Alltags zur Verfügung (Fremdwahrnehmung) und führen im Kontakt damit zu einer vertieften Körper-Selbst-Wahrnehmung. Außerdem fördern sie im assoziativen Umgang (Handlungsassoziationen) und mit einer symbolhaften Besetzung den Zugang zu Gefühlen und Erinnerungen. Gearbeitet wird mit einer Vielfalt von unterschiedlichem Material (Stäbe, Kugeln, Seile, Steine, Muscheln, Säckchen, Wurzeln etc.) Damit wird der Therapieraum zu einer Art geschützter Sinn-Werkstatt, in der häufig in konzentrierter, aber auch in spontaner, lebhafter Weise an Lebensthemen gearbeitet wird.

Speziell ist auch die erlebensnahe Sprache der KBT:
Nuancen in der Formulierung stoßen unterschiedliche Prozesse an. Sie werden je nach individueller Reaktions-Bereitschaft beantwortet. So können z.B. die ähnlichen Fragen: „Wie liegen Sie auf dem Boden?“ und „Wie liegen Sie am Boden?“ innerlich ganz anders landen. Während die erste Frage den konkreten körperlichen Kontakt, das Liege-Erlebnis anspricht, löst die zweite Frage aufgrund des metaphorischen Gehalts eher eine Resonanz auf der Ebene des Selbsterlebens aus. Das Fragewort „Wie“ regt zum Erkunden und damit zur Versprachlichung an, führt also zum Denken und weniger zum gefühlsmäßigen Vertiefen. Andeutungen wie „auf dem Boden liegen“, „am Boden liegen“ sprechen eher die Gefühlsebene an.
Ein „Standpunkt“ kann körperlich eingenommen und innerlich gefunden werden, „Ankommen“ sich räumlich ereignen und innerlich etwas „anstoßen“.
Das Erleben führt über das Finden von sprachlichen Begriffen zum gedanklichen Begreifen. Die Bedeutung erschließt sich meistens unmittelbar, manchmal mit Übersetzungshilfen.

Und dann gibt es noch eine Besonderheit, die sich auf das Sehen bezieht:
Häufig wird mit geschlossenen Augen gearbeitet, weil die Augen das bewusstseinsnächste Sinnesorgan sind und für den Überblick, den Durchblick, die Kontrolle etc. sorgen. Wenn die Augen ruhen, werden die anderen Sinnesorgane wacher und die Körperwahrnehmung intensiviert. Damit einher geht eine Belebung der seelischen Prozesse. Das Angebot, bei offenen Augen einen Gegenstand in die Hand gelegt zu bekommen, lässt die meisten Menschen eher unberührt. Die Erwartungssituation und die Übergabe ist jedoch eine andere, wenn dabei die Augen geschlossen sind. Da können im therapeutischen Rahmen Erinnerungen an längst vergessene Ereignisse vor dem inneren Auge auftauchen, sich innere Bewegung in einer körperlichen Haltung ausdrücken, Körperempfindungen und Gefühle ausgelöst werden und sich ein Zugang zu Verborgenem oder Unbewältigtem auftun.

KBT ist besonders geeignet zur Behandlung von psychosomatischen und neurotischen Störungen, Persönlichkeitsstörungen und Belastungsstörungen. Sie gehört in der klinischen Psychosomatik und Psychotherapeutischen Medizin sowie in psychosomatischen Reha-Kliniken zum bewährten therapeutischen Angebot.
Mit methodischen Abwandlungen wird sie auch im psychiatrischen Bereich angewendet.

KBT wird als Einzeltherapie und als Gruppenpsychotherapie durchgeführt.

Weitere Informationen zum Vorgehen und den Wirkungen
bieten die Fallbeispiele KBT.

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